14. Juli 2010, Auf der Couch mit Klaus Kinski, 5.44 Uhr

Kaffee, Zigarette.
Ein ratternder Zug mischt sich ins Vogelgezeter ein. Morgengespräche. Klingt nach einer heftigen Diskussion. Vielleicht auch ein handfester Streit zwischen Naturwesen und Maschinenwesen. Keiner von beiden gibt nach. Ich würde gerne vermitteln, aber leider verstehe ich weder die Vogelsprache noch die Schienenratterratterrattersprache der Züge.

Manchmal geht es schnell. Schrieb gestern Nachmittag die kleine Geschichte „Die Balkonkrise“; heute Morgen hatte ich bereits eine Mail von Textem, die sie gerne nahmen und auch schon online gestellt haben. Sie ist also dort und auch hier in der Pathologie zu lesen. Sie ist eine Art Übungsstück, versuche ich dort doch noch musikalischer wie bisher, verschiedene Stimme in der Gesamtkomposition aufgehen und zergehen zu lassen, heißt: es soll nicht mehr zu einer strikten Trennung von Gedanken, Gesprächen, Außengeräuschen kommen. Ich arbeite noch daran. Nähere mich aber allmählich dem gewünschten Ergebnis an.

Gestern Abend sahen wir uns „Aguirre, der Zorn Gottes“ von Herzog an, ich kannte den Film noch nicht, und ich bin hellauf begeistert, der Film hallt in diesen Minuten noch nach, ein Meisterwerk des absurden Theaters, wenn man das so sagen kann, vielleicht muss man das auch so sagen, mit einem präsenten Kinski, denn genau dies ist er, nicht unbedingt ein großer Schauspieler, wohl aber einer, der den Irrsinn mit einem Wimpernschlag in die Welt fächert.
Wie, so frage ich mich, wie konnte ich diesen Film nicht kennen; ich werde ihn mir noch einmal ansehen, denn auch als Autor kann man hier viel lernen, wird doch hier die „einfache“ Geschichte zu einem allgemeingültigen Drama umgeschrieben. Großartig, großartig, großartig.

So, frisch ans Werk, denn auch heute gilt es wieder einiges zu schreiben. Meine geliebte Seraphe schläft noch, ich werde meinen Kaffeebecher auffüllen, eine Zigarette rauchen und dann …

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2 Antworten zu 14. Juli 2010, Auf der Couch mit Klaus Kinski, 5.44 Uhr

  1. Melusine Barby schreibt:

    Schauen Sie mal (zu Werner Herzog und Klaus Kinski) – Wie Kinski Herzog im Waschbecken ertränken wollte:

    (eine Parodie, die ich sehr komisch finde – obwohl ich Werner Herzog und Alexander Kluge schätze, Kinski ist … außer Konkurrenz)

  2. guidorohm schreibt:

    Sehr schön!!!!!

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