Volltreffer

Und Fechner tritt in den Raum, der sein Raum ist (sein Arbeitszimmer), er reißt mich aus dem Sessel hoch, der sein Sessel ist, nimmt mich in die Arme, die seine Arme sind, erdrückt mich schier, presst mich an seine Verlegerbrust und schreit mir in die Ohren, es ist geschafft, brüllt er, wir haben es vollbracht, wir haben einen Volltreffer gelandet, einen Bestseller ausgespuckt, ich wusste es vom ersten Tag unserer Bekanntschaft an, sagte es zu meiner Sekretärin, bei Gott, das ist ein Autor, ein echter, leibhaftiger Autor, nicht der Satan, aber der leibhaftige Autor, so schreit er es mir ins Ohr, und ich versuche zu lächeln, denke, na endlich ist es geschehen, endlich hast du einen Volltreffer gelandet, jaja, schmatzt Fechner und drückt mich in den Sessel zurück, der sein Sessel ist, hält mir eine Zigarrenkiste vor die Nase, und dann gleich noch einen Vertrag, der mich an sein Haus bindet, weil er alles besitzen will, das Verlagshaus, das Arbeitszimmer, den Sessel, und auch den Autor, der es sich gerade darin bequem macht, also drängt er mir seinen Privatfüller auf, und schreit immer wieder mal zwischendurch auf, jetzt werden wir reich, beide reich, unterschreiben Sie nur, und natürlich unterschreibe ich, denn einen solchen Vertrag bekommt man nicht alle Tage geboten, ein Papier über die Zukunft, einen Kaufvertrag, wir werden noch viele Volltreffer landen, sagt Fechner, und ich nicke und nicke, während er meinen Arm ergreift, mich sanft aus dem Zimmer schiebt, die Tür hinter sich schließt, seine Tür, seine ureigenste Tür, während ich nach meinem Mantel greife und denke, das ist mein Mantel, mein Loch im Mantel, ich streife den Mantel über, nicke der Sekretärin zu, die sich über unseren Erfolg freut, die mir gratuliert zum Volltreffer, danke, danke, sage ich zu ihr, sie sieht das Loch im Mantel, na, da sollten Sie sich jetzt aber einen neuen Mantel kaufen, jaja, sage ich, drücke mich in den Flur, steige die Treppen hinab, mit dem seltsamen Gefühl in meinem Bauch, nie wieder der sein zu dürfen, der ich mal war, einfach deshalb, weil ich jetzt Fechner gehöre.

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